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Atomkraftwerk Mühleberg adieu - willkommen Solarstrom?

19. Dezember 2019

Morgen geht das Atomkraftwerk Mühleberg vom Netz. Es ist die erste Stilllegung im Zuge des schrittweisen Atomausstiegs gemäss Energiestrategie 2050. Ebendiese Energiestrategie sieht auch vor, dass die Schweiz ihre Abhängigkeit von importierten fossilen Energien reduziert und die Produktion von erneuerbarem Strom fördert. Die unabhängige Vergleichsplattform «myNewEnergy» hat die Stromprodukte 2020 der 180 grössten Anbieter untersucht und stellt fest: Die Energiewende ist noch nicht in Sicht.

Wie Mühleberg kompensiert wird

Mit der Abschaltung von Mühleberg verliert die Betreiberin, die BKW Energie AG, einen Viertel ihres gelieferten Stroms. Dürfen sich die Kunden und Kundinnen nun auf einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien im Strommix freuen? Keineswegs. Die Zusammensetzung der BKW Stromprodukte bleibt exakt dieselbe. Gemäss eigenen Angaben gegenüber der NZZ vom 9.12.19 produziere das Unternehmen weiterhin mehr Strom als von den Verbrauchern benötigt werde. Mit seiner Beteiligung am AKW Leibstadt und dem französischen AKW Cattenom sei die Versorgung mit Atomstrom für Kunden, die dies wünschen, gesichert.

Mit Standardprodukten gelingt die Energiewende nicht

Die Standardprodukte der 180 untersuchten Anbieter bestehen zwar im Schnitt zu 87% aus erneuerbarer Wasserkraft, doch wer Strom aus neuen erneuerbaren Energien, also Sonne, Wind und Biomasse, beziehen möchte, muss sich oftmals aktiv darum bemühen. Zwar mischen 2020 über die Hälfte der Schweizer Stromversorger Solarstrom in ihr Standardprodukt. Der relative Anteil beträgt im Schnitt jedoch lediglich 1.6%, 2019 lag er bei 1.3%. In Anbetracht dessen, dass per 2035 durch den Atomausstieg rund 18% der Stromversorgung ersetzt werden muss, um die Energiewende zu schaffen, bleiben die Fortschritte unter den Erwartungen.

Dass es aber auch anders geht, zeigt das Beispiel von Localnet AG aus Burgdorf. Der Anbieter mischt 20% Solarstrom in sein Standardprodukt. Urs Gnehm, CEO von Localnet AG sagt dazu: „Burgdorf hat seit Jahrzehnten eine Pionierrolle bei der Entwicklung von Solarstrom inne, da ist es selbstverständlich, dass wir auch unsere Produktepalette entsprechend angepasst haben. Aber es ist leider so: Mehr oder weniger ökologische Produkte werden oft durch das Portemonnaie der Kunden entschieden. Wir EVUs müssen deshalb unsere Verantwortung noch deutlicher wahrnehmen.“

Naturstrom wird erschwinglicher

37 von 180 untersuchten Stromversorgern bieten Naturstromprodukte an, die zu 100% aus neuen Erneuerbaren bestehen. Der Energiepreis für ein reines Solarstromprodukt beträgt mit durchschnittlich 15.6 Rappen pro Kilowattstunde zwar rund das Doppelte im Vergleich zu den Standardprodukten, die 2020 im Schnitt 7.3 Rappen pro Kilowattstunde kosten. Doch gegenüber 2019 sind die Preise für Solarstrom um 15% gesunken, während die Standardprodukte im Jahr 2020 6% teurer sind als im Vorjahr.

Die Bandbreite an Naturstromprodukten hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen und darunter finden sich für Endverbraucher immer mehr attraktive Angebote. So sind 2020 bei den untersuchten Stromanbietern 40 Naturstromprodukte auf dem Markt, die zu 100% aus Solarstrom bestehen. Verbraucher, die einen Beitrag zur Energiewende leisten wollen, können jederzeit handeln und ein Naturstromprodukt beziehen. Ein Preisvergleich auf www.mynewenergy.ch lohnt sich.

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