9. September 2021
© Marcel Rickli. Ein Projekt der Stiftung Umwelt Arena Schweiz in Zusammenarbeit mit René Schmid Architekten AG
Jeder der über 600 Energieversorger der Schweiz hat ein Standard-Stromprodukt für seine Haushaltskunden. Die Mehrheit der Kund wählt kein Produkt aus und erhält daher den Standard. Dessen Herstellungsart ist also zentral für den Schweizer Energiemix.
Solarstromanteil im Standard zu tief
Eine aktuelle Auswertung von myNewEnergy unter 211 Schweizer Energieversorgern zeigt nun, dass die Standardprodukte im Durchschnitt lediglich 1.85% Solarstrom enthalten. 117 Betriebe weisen gar keinen Solaranteil im Standard aus. Bei den 94 Versorgern mit Solarstrom im Standardprodukt liegt dessen Anteil bei rund 4%. Spitzenreiter ist Energie Opfikon mit 25%. Zu den grossen Versorgern mit hohem Solaranteil gehören etwa die AEW Energie AG mit 15%, Groupe E mit 6.1% und ewb mit 8%. Zum Vergleich: Die Liechtensteinischen Kraftwerke LKW beliefern ihre Kunden mit 17% Solarstrom.
5% Solarstrom wäre angemessen
Ende 2020 lag der Anteil Solarstrom am jährlichen Stromverbrauch der Schweiz bei 4.7%. Aktuell dürfte angesichts des Zubaus neuer Anlagen die Marke von 5% überschritten sein. «Die Energieversorger sollten ihren Käufer von Standardprodukten mindestens so viel Solarstrom verkaufen, wie ohnehin im Netz ist» sagt dazu David Stickelberger, Geschäftsleiter von Swissolar. «Unter Berücksichtigung des Solarstroms aus KEV-Anlagen wären dies aktuell 5% Dieser Wert sollte jährlich mindestens um die jeweilige Zubaumenge erhört werden. Rund 1% würde dem notwendigen Zubau von Photovoltaik-Anlagen entsprechen.»
Steigerung des wichtigen Solarausbaus über Verkauf im Standard
Mit 5% Anteil Solarstrom im Standard könnten die Energieversorger den Bau neuer Anlagen fördern, da durch die Verteilung vergleichsweise geringer Solarstrom-Mengen an viele Kunden die Produktpreise tief gehalten werden können. Heute bleiben nämliche viele Betreiber auf ihrem sauberen Strom sitzen, da die meisten Kunden gar nicht an einen Stromwechsel zu Grünstromprodukten denken.
«Wichtig ist dabei, dass diese Zertifikate ausschliesslich aus Schweizer Solaranlagen stammen, denn nur solche leisten einen effektiven Beitrag an eine sichere und saubere Stromversorgung in unserem Land. Allein um die AKW zu ersetzen, brauchen wir 20 Terawattstunden Solarstrom», betont Stickelberger. Zusätzlich fördert der Solarausbau auch das lokale Gewerbe und trägt damit doppelt zum Schweizer Wohlstand bei - sichere, saubere Stromversorgung und attraktive Arbeitsplätze.
Nudging in die falsche Richtung
Viele Energieversorger bieten den Solarstrom nur in speziellen Grünstromprodukten an, teils allerdings mit sehr hohen Solar-Anteilen und einem erfolgreichen Marketing. Ein Grossteil der Konsumierenden verbleibt jedoch beim Standard, da Strom bei den Kunden keine besondere Aufmerksamkeit hat, solange er aus der Steckdose kommt. Zudem kostet ein Wechsel Zeit und Wissen und der Strom ist ein vergleichsweise kleiner Posten im Haushaltsbudget. Das bekannte Nudgingprinzip stösst den Stromkonsumenten somit in die falsche Richtung.
Tatsache ist: Die Mehrheit der Stromkunden ist Solarstrom gegenüber sehr positiv eingestellt. «Es ist gut, wenn engagierte Stromkonsumenten zusätzlich einen freiwilligen Beitrag leisten können. Aber noch besser ist, wenn Kunden im Sinne des Nudging automatisch das optimale Produkt erhalten», sagt dazu Christina Marchand, Geschäftsleiterin von myNewEnergy. «Ansonsten werden die Kunden im negativen Sinne bevormundet mit Strom, der nicht dem Schweizer Ausbauplan entspricht.». Sie unterstützt deshalb die Forderung nach einem höheren Solarstromanteil in den Standardprodukten, weil dadurch der Beitrag zum Umbau unserer Stromversorgung auf alle Schultern verteilt wird.
Vergleich auf der Stromlandschaft oder myNewEnergy.ch
Sowohl auf der Stromlandschaft.ch wie auch bei myNewEnergy.ch können sich die Schweizer Stromkunden über die Zusammensetzung ihres Standardstroms informieren. Die meisten Stromversorger bieten verschiedene Produkte an, so dass interessierte Kunden sich ihren optimalen Mix aussuchen und auch gleich via Website bestellen können. Für alle anderen sollten die Stromversorger die Standardprodukte so verbessern, dass sie zumindest dem Schweizer Durchschnitt entsprechen.
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