26. Oktober 2020
Da sitzt sie also, in einem futuristisch anmutenden Gefährt, das wie ein Raumschiff über die Wellen der rauen See gleitet. Aus dem Off Gretas Stimme: «Manchmal kommt mit das alles wie in einem Traum, wie in einem Film vor.» In der Anfangsszene ist Greta bereits die Ikone der weltweiten Klimajugendbewegung. An Bord einer Segelschiff befindet sie sich auf dem Weg über den Atlantik nach New York, wo sie am UN-Klimagipfel im September 2019 eine Wut-Rede hielt.
Regisseur Nathan Grossmann zeichnet in seinem Dokumentarfilm «I Am Greta» nach, wie sich aus dem stillen Protest einer blasen Schülerin vor dem schwedischen Parlamentsgebäude in Stockholm über die Monate eine weltweite Jungendbewegung gegen die Misere der Klimakrise entwickelt. Was dabei schnell klar wird: Greta schert sich nicht darum, wie andere über sie denken: Nicht bei Passanten, die zu Beginn des Films das Mädchen beim Sitzstreik ansprechen, und schon gar nicht bei den Mächtigen der Welt, denen Thunberg später begegnen wird. Greta will einfach nur gehört werden: «Unser Haus brennt! Wir müssen handeln, jetzt!»
Stark ist der Film dort, wo man sie abseits grosser Auftritte als heranwachsendes Mädchen mit all ihren Nöten, Überforderungen und Freuden wahrnehmen kann. Ein Konflikt im Hotelzimmer mit dem besorgten Vater, weil die sichtlich erschöpfte Tochter und Perfektionistin es nicht lassen kann, das Manuskript ihrer Rede in fehlerlosem Englisch zu Papier zu bringen. Oder wenn Greta beim Kuchenbacken mit ihrer Mutter über dessen missratene Form herzhaft lacht.
In diesen Momenten ist ihr die Kamera sehr nahe. Am meisten verblüfft in «I am Greta», wie lückenlos Nathan Grossmann Thunbergs Werdegang aufzeichnen konnte. Der 29-jährige Schwede filmte seine Protagonistin bereits, als sie ein noch völlig unbeschriebenes Blatt war. Zum Thema stiess er zufällig: Grossmann wurde hellhörig, als ein Freund und guter Bekannter der Thunbergs ihm erzählte, dass deren 15-jährige Tochter einen Sitzstreik plane. So nahm Grossmann mit Greta Kontakt auf und hatte die Absicht, aus dem Material vielleicht einen Kurzfilm realisieren zu können – ohne zu ahnen, wohin der Sitzstreik dieses sehr entschlossenen Mädchens noch führen wird.
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