19. Juli 2015
Das Bundesamt hat im Juni die neuesten Daten der Lieferanten- und Produktionsanteile für Strom veröffentlicht. Die Daten beruhen auf Erhebungen von 2005 bis 2013. Wie die Grafik oben zeigt ist in dieser Zeit die Herkunft aus erneuerbarem Strom von rund 34% auf 54% gestiegen. Während sich die nicht erneuerbaren Anteile erst im 2013 - durch Fukishima ausgelöst - reduzierten, ist der Anteil des nicht überprüfbaren Stroms (Grau) über die letzten Jahre kontinuierlich gesunken und nur im letzten Jahr wieder leicht angestiegen.
Liberalisierung der Privatkunden führt nicht zu mehr Graustrom
Neben dem Fukushima Effekt kann man den leichten Anstieg des Graustroms vermutlich durch die tiefen Marktpreise erklären. Grosse Stromverbraucher wurden dadurch bewogen, sich mit billigem Graustrom einzudecken. Daraus zu schliessen, dass die Liberalisierung per se einen negativen Effekt auf die Stromqualität hat, ist allerdings ein Trugschluss. Denn Privatkonsumenten sind nicht so preissensitiv und auch nicht so wechselfreudig, wie grosse Unternehmen, bei denen es auf jeden Rappen ankommt. Und diese sind ja bekanntlich bereits liberalisiert, d.h. es macht keinen Sinn, den weniger preissensitiven Konsumenten den gleichen Schritt zu verweigern.
Liefermix ändert langfristig den Produktionsmix, sofern der Strom aus dem Inland kommt
Während der Liefermix sich also deutlich geändert hat, ist der Produktionsmix weitgehend gleich geblieben, rund 60% Wasser und 40% Atomkraft. Die neuen, erneuerbaren Energien sind in der Schweiz immer noch fast vernachlässigbar. Aus diesen Zahlen schliesst das Bundesamt für Energie, dass der Liefermix den Produktionsmix nicht beeinflusst. Das mag zwar kurzfristig stimmen, aber durch den Ausbau der erneuerbaren Energien im Inland wird sich der Produktionsmix langfristig ändern. Wenn die Kernkraftwerke, wie beschlossen, bis 2034 abgeschaltet werden, dann muss bis dahin rund 40% des Stroms aus neuen erneuerbaren Energien stammen. Gemäss Bundesämtern und Umweltorganisationen, bietet die Solarkraft das grösste Potential für den Ausbau, gefolgt von Biomasse und Windkraft. Da diese Energieformen nicht auf einmal in grosser Menge aufgebaut werden können, sondern die Gesamtproduktion auf viele Anlagen verteilt ist, muss der Ausbau kontinuierlich erfolgen. So sorgt jede verkaufte kWh von neuem erneuerbarem Strom, für die Finanzierung von Anlagen und fördert die Energiewende.
Änderung des Liefermixes hat andere Gründe
Die in der Grafik gezeigte Steigerung der erneuerbaren Energie dagegen zeigt keinen Ausbau dieser Energieform in der Schweiz, sondern nur, dass weniger bestehende Wasserzertifikate ins Ausland verkauft werden. Hauptgrund dürfte der folgende sein: 2012 wurden die EVU vom Bund verpflichtet Ihren Liefermix offen zu legen. Vorher haben nur wenige Privatkunden gewusst, dass sie keinen Wasserstrom beziehen. Erst mit der Pflicht der Kennzeichnung wurde die Tatsache bekannt. Diese Regeln wurden übrigens nicht nur in der Schweiz verschärft, sondern auch in anderen europäischen Ländern, so dass es generell nicht mehr so leicht ist, Zertifikate einfach zu verschieben, ohne das die Kunden es merken. Viele EVU haben daraufhin Ihren Liefermix angepasst. Zusätzlicher Treiber war sicher, dass der Verkauf der Wasserzertifikate mit den tiefen Strompreisen auch nicht mehr so lukrativ ist.
Vergleichen und Solarstrom einkaufen bringt etwas
Es ist deshalb umso wichtiger, dass sich Konsumenten über die Stromqualität und Herkunft informieren können und sich der Liefermix langsam Richtung 100% Erneuerbare entwickelt. Denn so kann jeder Kunde seine private Energiewende sofort durchführen. Der Vergleich kann auch beitragen, dass ein grosser Teil dieser Stromproduktion im Inland stattfindet, so dass wir die inländischen Kernkraft mit inländschem Strom ersetzen können.
Bericht des Bundesamtes für Energie
Christina Marchand
Geschäftsleiterin myNewEnergy
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