Stromzertifikate, Zertifikatsprodukte und Mehrwertprodukte sind verschiedene Ausdrücke für das gleiche Prinzip. Da man dem Strom Zuhause die Herstellungsqualität nicht ansieht, wird die umweltfreundliche Herstellungsmethode, der sogenannte „Mehrwert“, als separate Angabe zum Strom mitgeliefert, z.B. als Zertifikat. Dieser Mehrwert kann aber auch separat von der Stromlieferung gehandelt werden. Er bestimmt massgeblich, welche Herstellungsmethoden finanziert werden.
Die Nachweise für die Herstellung nennt man Herkunftsnachweise (HKN). Diese beglaubigen den Mehrwert.
Der Kauf der richtigen Mehrwerte zum physikalischen Strom fördert den Ausbau der erneuerbaren Energien und trägt zur Energiewende bei. Dabei ist es gleichwertig, ob die Mehrwerte beim lokalen Anbieter oder bei einem anderen Anbieter gekauft werden.
Denn je nach Herstellung entstehen unterschiedliche Umweltbelastungen und Kosten. Z.B. im Kohlekraftwerk neben klimaschädlichem CO2 auch viele weitere gesundheitsgefährdende Emissionen und im Atomkraftwerk radioaktive Abfälle, die tausende von Jahren sicher gelagert werden müssen.
Bei Windkraft und Photovoltaik dagegen entstehen zwar Belastungen beim Bau, aber weniger beim Betrieb der Anlagen. Deshalb muss unser Strom gesetzlich vorgeschrieben mit Herkunftsnachweisen (HKN) gekennzeichnet sein. In der Praxis wird Strom heute schon als zwei getrennte Produkte, nämlich der physikalische Strom einerseits und die Herkunftsnachweise (als Zertifikate / Mehrwert) andererseits gehandelt. Die Zertifikate müssen also nicht zusammen mit dem Strom verkauft werden.
Der physikalische Strom nimmt immer den kürzesten Weg von der Herstellung zum Verbraucher. Wenn Sie in der Nähe eines Atomkraftwerkes leben, dann fliesst in Ihre Steckdose automatisch der Strom dieses Kraftwerks. Durch den Kauf von HKN können Sie als Konsument selbst bestimmen, wer das Geld für die Erstellung der Menge Stroms erhält, die Sie verbrauchen – das AKW oder z.B. eine Solaranlage.
Es ist dabei nicht wichtig, ob Sie das Zertifikat beim eigenen Stromanbieter oder einem anderen Anbieter kaufen. Wichtig ist, wer das Geld für die Herstellung des Stroms erhält. Mit dem Kauf von Zertifikaten von neuen erneuerbaren Energien, z.B. Wind- und Solarstrom, unterstützen sie optimal die Energiewende. In der Schweiz wird durch die Swissgrid sichergestellt, dass die HKN nur einmal verkauft werden. Jede Anlage und die produzierte Strommenge ab 30 kWh wird erfasst. Besonders gut erklären lässt sich das anhand des Stromsee-Modells.